Beste Pflegequalität - Pflegestandards und ihre Bedeutung
Pflege ist nicht einfach nur eine Dienstleistung, sondern auch eine sehr persönliche Angelegenheit. Hier geht es um die Gesundheit von alten und kranken Menschen. Da muss natürlich eine hohe fachliche Qualität sichergestellt werden, damit Sie als Pflegebedürftige und Angehörige Vertrauen in unsere Arbeit haben können. Gute Pflege muss sich an neuesten medizinisch-pflegerischen Erkenntnissen orientieren und gleichzeitig individuelle Bedürfnisse berücksichtigen. Damit beides Hand in Hand geht, gibt es in der Pflege Standards, die der Qualitätssicherung dienen. Sehen wir uns das einmal genauer an.
Was sind Pflegestandards?
Pflegestandards sind Handlungsanweisungen und Leitlinien, nach denen sich Pflegekräfte bei ihrer Arbeit richten. Ziel ist es, die Pflegequalität auf einem bestimmten Niveau zu halten und eine einheitliche Pflegepraxis zu fördern. Inhaltlich umfassen die Standards Maßnahmen, die sich auf die Pflegeplanung, die Pflegeprozesse, die Pflegedokumentation oder auch die Beurteilung von Kundenbedürfnissen beziehen. Sie können auch sehr spezifische Vorgaben enthalten, etwa zur Verwendung bestimmter Instrumente oder Pflegehilfsmittel.
Dabei können Pflegestandards auf nationaler oder internationaler Ebene festgelegt werden. Sie lassen sich wie folgt kategorisieren: Universalstandards sind international gültig. Sie haben einen normativen Charakter, d. h. für ihre Anwendung ist die spezifische Erkrankung nebensächlich. Eine Ebene tiefer finden wir die Richtlinienstandards. Sie greifen die Universalstandards auf nationaler Ebene auf, sodass ein landesweites Qualitätsniveau etabliert wird. Die in Deutschland wichtigsten Standards sind die Expertenstandards, denn sie sind in der gesamten Bundesrepublik für alle Pflegebetriebe verpflichtend. Sozusagen auf der Mikroebene gibt es darüber hinaus noch Lokale Standards, die innerhalb einer einzelnen Pflegeeinrichtung im Rahmen des Qualitätsmanagements festgelegt werden können und dann ausschließlich in diesem Betrieb als Dienstanweisung gelten.
Welche Expertenstandards gibt es in der Pflege?
Es gibt derzeit in Deutschland elf Expertenstandards*, die ein einheitliches Mindestniveau aller Einrichtungen sicherstellen. In diesem Sinne sorgen sie für den unbedingt notwendigen Konsens im Pflegeberuf. Festgelegt werden die Expertenstandards vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) in Kooperation mit dem Deutschen Pflegerat. An der Ausarbeitung sind Pflegefachpersonen, Wissenschaftler:innen und andere Expertengruppen beteiligt. Vor seiner Veröffentlichung durchläuft jeder Expertenstandard zunächst eine Erprobungsphase. Hier zeigt sich, ob die Ideen in der Praxis umsetzbar sind.
Da die Pflege sich ständig weiterentwickelt, werden die Standards jährlich auf ihre Aktualität geprüft und nach spätestens fünf Jahren erneuert. So bleiben die Richtlinien auf dem neuesten Stand der Forschung und Praxis.
Die Expertenstandards im Detail:
- Dekubitusprophylaxe in der Pflege: Unter Dekubitus verstehen wir Geschwüre, die durch längere Druckbelastung entstehen. Grund dafür ist die zu geringe Beweglichkeit der Betroffenen, etwa bei Bettlägerigkeit. Der Pflegestandard beschreibt, wie man Druckgeschwüren vorbeugen kann.
- Entlassungsmanagement in der Pflege: Um nach einem stationären Pflegeaufenthalt die weitere bedarfsgerechte Versorgung rechtzeitig und umfassend sicherzustellen, gibt es diesen Pflegestandard.
- Schmerzmanagement in der Pflege: Dieser Pflegestandard thematisiert sowohl akute als auch chronische Schmerzen. Er beschreibt, wie Pflegekräfte bei akuten Schmerzleiden einer Chronifizierung vorbeugen können und wie sie chronische Schmerzen einordnen und therapieren können.
- Sturzprophylaxe in der Pflege: Stürze stellen für pflegebedürftige Menschen eine ernsthafte Gefahr dar. Dieser Pflegestandard hilft Pflegekräften dabei, Risikofaktoren zu erkennen und die Sturzgefahr entsprechend zu minimieren.
- Förderung der Harnkontinenz in der Pflege: Mithilfe dieses Standards soll Inkontinenz vorgebeugt werden. Er beschreibt, wie Pflegende erste Anzeichen rechtzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten können.
- Pflege von Menschen mit chronischen Wunden: Pflegekräfte brauchen Kenntnisse über den richtigen Umgang mit chronischen Wunden. Dieser Standard ist ein entsprechender Leitfaden zur Erkennung und Behandlung.
- Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege: Dieser Standard beschäftigt sich mit Mangelernährung bei Pflegebedürftigen. So können Mangelernährung und ihre Gründe erkannt werden. Damit lässt sich die Ernährungssituation individuell verbessern.
- Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz: Eine demenzielle Erkrankung benötigt besondere Aufmerksamkeit. Dieser Standard hilft Pflegenden dabei, demenzkranke Menschen zu fördern und gibt Anleitung zum Auf- und Ausbau einer fürsorglichen Beziehung.
- Förderung der Mundgesundheit in der Pflege: Ziel dieses Standards ist es, die Mundhygiene pflegebedürftiger Menschen zu verbessern bzw. aufrechtzuerhalten. Er definiert Anforderungen an die Pflege sowie Reinigung von Mund, Schleimhaut, Zunge, Zähnen und Zahnersatz.
- Erhaltung und Förderung der Mobilität: Dieser Expertenstandard soll dabei helfen, pflegebedürftige Menschen hinsichtlich ihrer Mobilität zu informieren, beraten und zu fördern. Dazu definiert er, wie der Pflegealltag für Pflegebedürftige mobiler gestaltet werden kann. Aktuell ist der Standard noch nicht verbindlich, Einrichtungen können ihn aber freiwillig einführen.
Doch wie passen diese standardisierten Vorgaben zum Idealbild individueller Pflege? Ganz einfach: Die Standards stecken nur den Rahmen ab und Pflegeeinrichtungen sind dazu angehalten, sie an die Bedürfnisse der ihnen anvertrauten Menschen anzugleichen.
Pflegestandards: Immer in besten Händen
Standards sind in der Pflege ein maßgebliches Instrument für die Qualitätssicherung. Die verbindlichen Expertenstandards sorgen dafür, dass alle Pflegeeinrichtungen in Deutschland nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen arbeiten. Damit haben Pflegekräfte eine bundesweit fundierte Arbeitsgrundlage, die intern an die konkreten Gegebenheiten der Einrichtung angepasst werden kann. Damit ist sichergestellt, dass hochwertige Pflege und die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse Hand in Hand gehen.
* Der Standard „Förderung der physiologischen Geburt“ bezieht sich nicht auf die Pflege, sondern auf die Geburtshilfe. Deshalb klammern wir diesen Standard in unserem Beitrag aus.