Dienstleistungen haben ihren Preis. Das ist so und das hat auch seine Berechtigung. Aktuell erleben wir in sämtlichen Lebensbereichen, wie alles teurer wird. Wo es um die Gesundheit geht, muss das Ganze aber ein Ende haben. In der Pflegebranche beobachten wir mit wachsender Sorge, wie auch bei uns die Preise in die Höhe schnellen. Monatliche Kosten für die Pflege im vierstelligen Bereich sprengen schnell mal den finanziellen Spielraum der meisten Hilfebedürftigen und ihrer Angehörigen. Dann wird es existenziell: Wer kann sich Pflege noch leisten? Leider müssen sich viele Menschen angesichts der aktuellen Lage diese Frage tatsächlich stellen. Das darf nicht sein.
Durchschnittlich 2.411 Euro müssen Pflegebedürftige hierzulande aktuell jeden Monat aus eigener Tasche für einen Platz im Heim zahlen. Zwar sind ambulante Pflegedienste zumeist günstiger als die stationäre Versorgung, aber auch bei uns steigen die Preise. Doch die Pflegeversicherung deckt bei Weitem nicht alle anfallenden Kosten. Pflegebedürftige müssen alles, was über die Leistungen der Kasse hinausgeht, selbst bezahlen - und das wird immer teurer. Die Gründe für die regelrechte Kostenexplosion der Eigenanteile in den vergangenen Monaten sind klar benennbar:
Für immer mehr Pflegebedürftige muss nun das Sozialamt mit „Hilfe zur Pflege“ einspringen. Diese Leistung greift aber erst, wenn Rente und Ersparnisse nicht ausreichen und auch Angehörige nicht für die Pflegekosten aufkommen können. Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 haben dabei übrigens gar keinen Anspruch auf diese Form der Sozialhilfe. Natürlich sind auch Pflegeeinrichtungen selbst Leidtragende. Es gibt Betreiber, die infolge der enormen Kostensteigerungen bereits Insolvenz anmelden mussten. Die derzeitige Entwicklung ist also für alle Betroffenen mehr als besorgniserregend.
Die pflegerische Versorgung muss unbedingt sichergestellt werden. Denn unsere Arbeit ist nicht nur systemrelevant, wie es uns allen aus den Pandemiejahren noch in Erinnerung ist. Nein, unsere Arbeit ist ganz und gar unverzichtbar. Es ist essentiell, dass alle Pflegebedürftigen ohne Wenn und Aber die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Hier darf niemals die Frage im Raum stehen, ob man sich das überhaupt leisten kann. In unseren Augen ist es allerhöchste Zeit, dass Pflege ordentlich reformiert wird. Die gegenwärtige Sozialpolitik jedenfalls stellt kein zukunftsfähiges Konzept dar.
Die gute Nachricht: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant bereits ein Gesetz, das die Leistungen dynamisieren und die Eigenanteile deutlich reduzieren soll. Schön fänden wir darüber hinaus auch eine Refinanzierung der gestiegenen Personalkosten. Pflege- und Betreuungskräfte haben jeden Cent verdient und dürften gerne auch noch mehr bekommen, aber die Finanzierung darf nicht über uns Pflegeanbieter laufen.
Wer pflegebedürftig wird, muss sich einer professionellen Versorgung sicher sein können. Da darf es nicht am Geld scheitern – schon gar nicht, wenn wir doch alle unser gesamtes Berufsleben über in die Pflegeversicherung einzahlen. Aber Pflege ist ein Luxusgut geworden. Wofür das Wörtchen sozial in der Sozialpolitik noch stehen soll, ist vor diesem Hintergrund durchaus fraglich. Auf der Personalseite hat die Pflege mit dem Fachkräftemangel zu tun, auf der Seite der Bedürftigen wird die pflegerische Versorgung zunehmend unbezahlbar. Wir hoffen sehr auf eine baldige Reform, die vielen Betroffenen gerade wie das letzte Licht am Horizont erscheint. Aber wie sagt man so schön: Wo ein Wille, da ein Weg. Bleibt nur zu hoffen, dass die Politik unseren Willen zur Verbesserung der aktuellen Situation aufrichtig teilt.