Entlastung für pflegende Angehörige - Maßnahmen und Möglichkeiten
Wird eines unserer Familienmitglieder krank, wollen wir helfen. Schließlich möchten wir, dass es unseren Liebsten gut geht. Doch wenn plötzlich die eigene Mutter oder der Partner zum Pflegefall werden, stellt deren Pflege verständlicherweise eine große emotionale Belastung dar. Auch die physischen Anforderungen sind nicht ohne. Wichtig ist es jetzt, dass pflegende Angehörige sich selbst nicht aus den Augen verlieren. Denn eine zu hohe Beanspruchung von Körper und Seele kann krank machen. Dabei gibt es viele gute Maßnahmen, die zur Entlastung pflegender Angehöriger beitragen.
Pflegende Angehörige: Darum fühlen sie sich überlastet
Die Pflege eines Angehörigen ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Da wäre insbesondere die tiefe emotionale Bindung zu nennen, in der pflegende Angehörige und Pflegebedürftige stehen. Über Jahrzehnte hat man gemeinsame Erinnerungen gesammelt, nun ist plötzlich alles anders. Sicherlich fühlt auch eine professionelle Pflegekraft mit den ihr anvertrauten Menschen mit, aber sie hat gelernt, sich eine schützende emotionale Distanz aufzubauen. Außerdem ist die Pflege für sie ein Beruf mit festen Arbeits- und Erholungszeiten. Angehörige dagegen meistern die Pflege oft neben dem eigenen Job. Dafür machen sie in ihrer Freizeit und ihrem Privatleben Abstriche. Die seelische Belastung ist enorm und zieht nicht selten körperliche Beschwerden nach sich. Ganz zu schweigen davon, dass auch die Pflege an sich schon physisch beanspruchende Arbeit ist. Vor diesem Hintergrund ist Entlastung besonders wichtig.
Entlastung beginnt bei sich selbst: Warnsignale erkennen und gegensteuern
Der erste Schritt zur Besserung ist das Erkennen von körperlichen Warnsignalen. Mögliche Anzeichen für Erschöpfung und Überlastung gibt es viele. Häufig leiden pflegende Angehörige unter Muskelverspannungen, Schlafstörungen, Herzrasen und Kopfschmerzen. Außerdem können sich Angstgefühle, Niedergeschlagenheit sowie Gereiztheit bis hin zur Aggressivität entwickeln. Viele Betroffene vernachlässigen Hobbys und Freundschaften.
Doch nur wer sich gut um sich selbst kümmert, kann sich auch gut um andere kümmern. Das sollten sich Pflegende immer wieder vor Augen führen. Folgende Tipps können helfen:
- Belastung und Entlastung sollten sich die Waage halten. Regelmäßige Pausen sind wichtig und es ist kein Grund zur Schande, Aufgaben auch mal abzugeben. Jeder hat Grenzen und die gilt es zu respektieren.
- Aufgaben am besten immer nacheinander abarbeiten. Lieber sollte etwas mehr Zeit eingeplant werden, um sich nicht selbst unnötig Druck zu machen.
- Es tut dem Körper gut, wenn wir uns auch in unserer Freizeit bewegen. Ob ein kleiner abendlicher Spaziergang, Yoga oder Kraftsport ist jedem selbst überlassen.
- Gesunder Schlaf ist wichtig für Wohlergehen und Leistungsfähigkeit. Jede Nacht sollten für sieben bis acht Stunden die Augen geschlossen werden.
- Auch eine gesunde Ernährung hält fit. Empfehlenswert sind frische, überwiegend pflanzliche Zutaten. Alkohol am besten gar nicht oder nur in Maßen genießen.
- Regelmäßige Treffen mit der Familie und guten Freund:innen tun der Seele gut. Auch ist es wichtig, weiterhin eigene Hobbys zu haben und diesen aktiv nachzugehen.
Ganz explizit sei betont, dass sich pflegende Angehörige auch durch Freistellung oder Reduzierung der Arbeitszeit entlasten können. Sie können sich im Rahmen der Pflegezeit bis zu 6 Monate vollständig von der Arbeit freistellen lassen oder im Rahmen der Familienpflegezeit ihre Arbeitszeit bis zu 24 Monate reduzieren. Finanzielle Unterstützung gibt es beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA).
Hilfe vom Pflegedienst: Professionelle Entlastung für pflegende Angehörige
Selbstverständlich ist es nie zu spät, sich für die Unterstützung eines Pflegedienstes zu entscheiden. Professionelle Pflegekräfte können die erforderlichen Aufgaben oder zumindest einen Teil davon übernehmen. Allen Pflegebedürftigen stehen pro Kalenderjahr zudem 1.612 Euro für die Verhinderungspflege zu. Damit können sich pflegende Angehörige personelle Hilfe holen, wenn sie selbst kurzzeitig krank werden oder eigene Termine wie Arztbesuche oder auch die wöchentliche Chorprobe wahrnehmen wollen. Ebenso kann eine Alltagsbegleitung oder eine Haushaltshilfe für Entlastung sorgen. Ihre Finanzierung kann ganz einfach über den Entlastungsbetrag von 125 Euro monatlich abgewickelt werden, der allen Pflegebedürftigen ab Pflegegrad 1 zusteht. Auch die zeitweise Betreuung in einer Tagespflege stellt eine Möglichkeit zur Entlastung pflegender Angehöriger dar.
Tipp: Pflegekassen bieten für pflegende Angehörige kostenfreie Pflegekurse an. Hier zeigen professionelle Pflegekräfte wichtige Handgriffe, geben Empfehlungen zum Einsatz von Pflegehilfsmitteln und wichtige Informationen zu den Themen Gesundheit und Hygiene.
Entlastung muss sein
Die Entlastung pflegender Angehöriger ist wichtig für alle Beteiligten. Nicht nur die Pflegenden selbst profitieren davon, wenn sie sich gut fühlen - auch den Pflegebedürftigen kommt ihr Wohlergehen zugute. Es ist wichtig, dass Angehörige auf sich selbst achten und immer wieder neue Kraft für die Pflege ihrer Liebsten tanken. Möglichkeiten zur Entlastung gibt es viele, hier muss jeder für sich den richtigen Weg finden. Für manch einen mag sich im Laufe der Zeit doch die Unterstützung durch professionelle Pflege anbieten. Wenn auch Sie darüber nachdenken, sich Rat und Hilfe von qualifizierter Seite einzuholen, sind wir beim Weser Pflegedienst selbstverständlich immer an Ihrer Seite.
